Kurzgeschichten > Alltag |
 |
|
Bester falscher Freund
von Florian Studer >>
Der Arsch. Irgendwer sollte ihm mal so richtig was Fieses antun. Ihm wie Brutus das Messer in den Rücken rammen. Klar, wir sind zusammen in die gleichen Klassen und Sportvereine gegangen, haben sogar beide beim Malermeister Frisch die Lehre absolviert.
Wir waren niemals Konkurrenten, wenn auch bloss aus dem einfachen Grund, dass Kevin in allem von Haus auf besser war. Der Arsch. Sogar geheiratet hat er. Melanie die Dorfprinzessin. Das Mädchen, das eigentlich meins sein sollte. "Bis dass der Tod euch scheidet", hat der Pfarrer gesagt. Ich, als bester Freund von Kevin, war natürlich Trauzeuge.
"Der Oscar für den besten Nebendarsteller im Leben des Kevin Wenger geht an.....", mich, wie immer.
Doch dann, in dieser einen Nacht, konnte ich besser sein. Kevin war vereist. Geschäftsreise nach Hongkong. Er bat mich also, mit Melanie Essen zu gehen und mich ein wenig um sie zu kümmern. Und wie ich mich um sie gekümmert habe.
Die Wirkung von MDMA in einem Glass Wein ist auch für mich immer wieder eine Überraschung. was man danach mit der Frau seines besten Freundes auf Video aufnimmt auch. Dass dieses Video innerhalb eines Tages auf jedem Computer im Bekanntenkreises landet nicht.
Endlich konnte ich besser sein. Der Sieger in einer Welt, in der es nur Nebenrollen gibt. Ich brach alle meine sozialen Kontakte ab und zog in die grosse Stadt, versank in einem Meer von Statisten. Nur ich wusste, dass ich herausragend bin: Der beste falsche Freund aller Zeiten.
Zwei Wochen später sah ich Kevin wieder. Auf der Titelseite der grössten Tageszeitung der Schweiz. Es sei der brutalste und blutigste Amoklauf in der Geschichte unseres Landes. Kevin W. werde als das grösste Monster in die Schweizer Geschichte eingehen. Der Arsch.
18. März 2011 |
 |
|
Seite
1 von 1 |
|
 |
Kommentare (0) |
|