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Kurzgeschichten > Alltag
Wer meint, damit stachle es Gehörnte und Ungehörnte an, täuscht sich. Im Gegenteil, das Gespann beruhigt sich durch diese Öffentlichkeit. In deren Spiegel fragen sie sich: Haben wir nicht auch sie um Harmonie und unerfüllte Liebesträume betrogen, weil wir sie beim Lesevergnügen unterbrachen? Nun versuchen sie, das Publikum zu beruhigen: „Ihr wisst ja: Es gibt sowohl in der Literatur wie im richtigen Leben Konflikte. Wollen wir selber entscheiden, ob wir in Dramen ersticken oder ob wir offen bleiben für Lösungen, die für alle Beteiligten stimmig sind?“

Einen diskreten Rückzug des Liebespaars ermöglicht ihnen das Publikum trotz diesen Worten nicht. Es hat erst so richtig Geschmack am Spektakel gefunden. Und mischt sich mehrstimmig ein. Einige werfen dem Paar „Betrug und fehlende Moral“ vor, andere wünschen sich von ihm weitere Details über die Dreiecksgeschichte, um womöglich Ratschläge zu erteilen: Wieder andere wünschen sich einfach noch mehr „süffisanten Stoff“.

Dies ist der Moment für den Schriftsteller, die verworrene Situation aufzubrechen. Noch ehe seine Zuhörenden daran denken, „Zugabe, Zugabe“ zu rufen, tritt er lächelnd vor sie: „Mein verehrtes Publikum, der Veranstalter dieser Lesereihe hat mir ausnahmsweise erlaubt, meinen Vortrag durch eine kleine Einlage aufzufrischen, um Sie, geschätzte Leserinnen und Leser, direkter an Literatur heranzuführen. Mir scheint, unser gemeinsames Projekt ist vollends geglückt. Ich danke Ihnen herzlich für Ihre lebendige Teilnahme. Nun können wir mit der Lektüre meines Liebesromans weiterfahren. Ich bitte um Ihre weitere Aufmerksamkeit.“
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