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Ein Kraut gewachsen
von Cornelia Studer >>
Ein Kraut gewachsen.
Knochentrocken, der lehmige Boden hat Sprünge, all die wertvollen frisch gesetzten Pflänzchen brauchen Wasser. Aber es hat ja noch welches im Vorratsfass.
Nanu, da ist was das ich nicht gesetzt habe, gibt das mal was tolles? Oder ist das ein Unkraut? Wie soll ich vorgehen?
Jedenfalls bieten sich mir drei Möglichkeiten aufdringlich an und jede wirbt, dass ich ihr den Vorzug gebe.
A: Enthusiastisch denken, dass wachse mir unverhofft etwas seltenes und wertvolles.
B: Sich vorstellen das hier ein gefährlicher Neophyt keimt, der mir Garten und Haus und das ganze Land verschlingt, und es sofort ausreissen und in der Mülltonne entsorgen.
C: Tief über den Begriff des Schicksals sinnieren und weder Wasser geben noch ausreissen, sondern darauf vertrauen, das geschieht was geschehen muss.
Vielleicht bin ich der Typ, von dem man davon ausgeht, dass er Variante C wählt, möglichst nirgendwo eingreifen, alles sein lassen wie es ist, Nägelkauen und hoffen, dass man nichts wirklich nötiges verpasst hat, aber heute fühle ich mich mal so richtig verwegen und gebe der Pflanze Wasser, mal schauen was mir da blühen wird, ausreissen kann ich immer noch.
Vielleicht ist ja dies das Kraut, dass gegen meine Feigheit gewachsen ist.
22. Juli 2019 |
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