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Kurzgeschichten > Alltag
Es hätte nicht viel gefehlt und ich wäre beinahe in kopfverdrehter
Gangart gegen eine SMS - tippende Standfigur geprallt. Geschickt wich ich aus und trat in einen Prenzlberger Hundegruß. An der Bordkante versuchte ich meinen Schuh freizugeigen und schlürfte über das letzte Grün, in der Hoffnung, die Botschaften abzustreifen. Damit fertig, ging ich endlich Richtung Schönhauser, wo wie üblich die Verkehrsampel mir einen Streich spielte. Zunächst signalisierte sie FDP, um danach sich bei SPD einzupegeln. Neben den Wartenden schrie einer den Leuten ein kostenloses 14 tägiges Leseangebot einer CDU-regierten Zeitschrift in die Ohren. Obwohl jeder verstand, wurde der arme Ampelbereichsschreier nicht beachtet. Als eine Dame mit ihrem Blindentaststab sich ihm näherte, lief er verdrossen zur nahen Bank und knallte seine gebündelten Politblätter auf den Bürgersteig. Er stauchte sich auf die Bank und dachte über die unberechenbaren Ignoranten vom Prenzlauer Berg nach.

Bei Grün vollzog ich eine Kehrtwendung und lief zurück, um mir non der gegenüberliegenden Lottobude Zigarillos zu holen. Nachdem ich die Glanzfolie abgezottelt hatte, setzte ich mich vor den Zeitungsladen und verrauchte erstmal eine. Mein Mund war salztrocken und die Zigarillo blieb an den Lippen kleben. Langsam befreite ich die Glutstange und betrachtete teilnahmslos die Passanten. Eine junge Dame mit Gehgips humpelte an mich ran, blieb verschnaufend stehen und fragte:
"Haste mal ne Lulle für mich ?"
"Aber ja ! Ich rauche allerdings Zigarillos."
"Nee, die kannste behalten, da muss ich meine Lullen aus der Tasche kramen."
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