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EIN UNVERWECHSELBARES GESICHT.
von Vismara Rudolf >>
Ich sah sie in letzter Zeit wieder öfter, die alte Frau mit der selt-samen Erscheinung. Sie schleppte immer einen Haufen Zeug
mit sich herum. Plastiksäcke, Einkaufsnetze und vielleicht sogar
einen Schirm.Tücher wehten um sie herum, die sie über dem Kopf, den Schultern und die Arme geschlungen hatte. Erst als sie die Strasse hinaufkam, kam mir in den Sinn, dass es Monate
her sein musste, dass ich sie das letzte Mal sah. Aber vermisst
hatte ich sie nicht.
Ich erinnerte mich, dass ich sie damals für jemanden gehalten hatte, die sie nicht war. Das war das Erste, das mir in den Sinn
kam, als sie jetzt wieder auftauchte. Ich sagte damals zu ihr, dass sie doch an der Forchstrasse in der Gesprächsgruppe mit dabei gewesen und wir uns von dort kennen würden. Doch sie schaute mich verständnislos an und sagte, dass ich sie ver-wechsle.
Jetzt als sie nach langer Zeit wieder auftauchte, war ich zum wiederholten Male der Meinung, sie sei diejenige, die damals an der Forchstrasse dabei gewesen war. Das war damals nun allerdings schon sehr viele Jahre her. Dass sie dementierte,
eine von denen zu sein, kam mir ebenfalls in de Sinn, also war sie diejenige, die ich von hier kannte, sie war eindeutig diejenige, die ich vor einiger Zeit mit jemandem verwechselte.
Als ich sie nun gestern, oder auch vorgestern die Strasse hinaufkommen sah, kam mir das alles in den Sinn. Sie hielt in einer Hand eine Zeitung, die sie mir beinahe unter die Nase hielt, auf der die farbige Abbildung eines dieser Söhne des englischen Königshauses zu sehen war und sagte mit schriller Stimme: |
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