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Kurzgeschichten > Alltag
Zwei Schlafzimmer, zwei Badzimmer, zwei Küchen, nur der Waschraum und die Vorratskammer im Keller. Die Wohnung im zweiten Stock ist seit nunmehr neun Jahren nicht mehr bewohnt, belebt worden. Der letzte Untermieter war, nachdem er seine Anstellung in der Bäckerei am Kreisverkehr, wegen einer unanständigen Bemerkungen Frau Meier gegenüber, der grande Dame, verloren hatte, nach Monaten ausgezogen. Das kleine Schildchen mit seinem Namen, Marcel Gregori, mit einem tiefblauen Punkt über dem i, hatte Marianne neben der Klingel damals nicht entfernt. Wegen der Einbrecher.
Mit dem Traubengelee, angeschrieben mit Datum und Jahr, aus dem reich gefüllten Regal der Vorratskammer, in der einen Hand und der anderen am roten Geländer, setzte sie einen Fuss behutsam auf die erste Stufe wieder nach oben. Immer der linke, versicherte sie sich. Im linken Bein hatte sie mehr Kraft. An der Wand über ihr eine Fotografie, von einem roten schmalen Holzrahmen eingefasst, Wilhelm und sie vor dem Aletschgletscher. Die Farben waren schon damals, als sie das Bild selbst entwickelten, unaufgeregt und still, nur Wilhelms dunkelrote Wandersocken blitzten im weiss-und schwarzgrau energisch auf. Vierzehn Jahre nach seinem Tod waren auch sie verblasst, stumm geworden. Sie sollte den Holzrahmen ersetzen, dachte Marianne.
Heute hat sie gelesen, man stirbt nicht mehr. Und vierzehn Jahre war sie schon allein.


14. November 2014
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