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Was geht das mich an
von Bozena Friedrich >>
Eines Tages hörte ich einen Jungen das Wort "Ge*l!" laut vor dem Haus, in dem ich wohnte, sprechen. "Eh!" rief ein Mann, offenbar sein Vater, entgegen. Der Vater hatte recht, der Körper eines Kindes ist nicht in der Lage die Erregung, die solche Worte verursachen, richtig umzusetzen, er wird dadurch überfordert und in geschlechtlicher Hinsicht verwirrt. Der Vater war in der Lage weise und klug zu reagieren. Doch wie viele Male war das Kind das Wort, das es nun selbst nicht sprechen durfte, am gleichen Tag noch gezwungen zu hören? An wievielen Ecken in der Stadt? Hätte sein Vater anderen auch wiedersprechen dürfen, wie seinem Sohn? Hätte er die Unterstützung anderer bekommen, wäre er das Risiko doch eingegangen, denen, die das Wort, in Anwesenheit seines Kindes riefen, zu widersprechen? Zuletzt hörte ich einen Vater das Wort "ge*l" wie das Selbstverständlichste auf der Welt in Anwesenheit seines kleinen Sohnes und dessen Mutter an einem Stadtbrunnen sprechen. Niemand reagierte. Befanden sich Inzestbetroffene in der Nähe? Schuckte jemand daraufhin eine Tablette? Gegen Panik? Ich ging weiter. Ich hatte halt nicht die Kraft, um zu sprechen. Und darüber hinaus, hätte ich etwas gesagt, hätte mich der Vater selbst nicht gleich gefragt: Was geht das sie denn an?
17. Mai 2022 |
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