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Kurzgeschichten > Alltag

Wir Menschen unter uns

von Bozena Friedrich >>

Sie erzählten der Welt in einer weitverbreiteten Sprache, sie wurden wegen ihrer schwarzen Haut an einem Ort abgelehnt, man behandelte sie, gelinde gesprochen, unfair. Die Welt nahm ihre Worte verständnisvoll auf und schüttelte ihren Kopf über die Verstöße gegen die Menschenrechte dort. Daran war nichts auszusetzen. Ich hege Zweifel dennoch. Ich glaube nicht an Zufälle. Ich habe zwei Frauen darüber, was geschehen war, zeitgleich sprechen hören, im Hintergrund, nicht allzu laut und ihre Sprache war für die Welt nicht verständlich, denn eine Übersetzung fehlte.
Bevor die Frauen an den Ort kamen, an dem sie, wie geklagt, bevorzugt gewesen seien, versuchten sie im ziemlichen Gedränge mit kleinen und größeren Kindern in ihren Armen, Körbchen oder an ihren Händen, in den einen oder anderen Zug einzudringen, um an den besagten Ort zu fahren, während ihre Männer und Väter an einer Front waren. Manche entschieden sich für einen weiten Umweg, um an ihr Zielort zu gelangen, manche, immer wieder von starken Armen vom Zug weggestossen und ferngehalten, schafften es dennoch in den einen oder anderen der Züge einzusteigen. Die Sitzplätze waren belegt. Die Frauen fuhren im Stehen. Wieso sollten sie nicht? Im Sitzen fuhren diejenigen, die stark waren und Männer. Sie mussten nicht an die Front. Lauthals beklagten sich die dunkelhäutigen Männer eine Weile später, wie ungerecht sie wegen ihrer Hautfarbe an dem Ort, an den sie endlich ankamen, behandelt worden seien.



6. Mai 2022
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