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Kurzgeschichten > Familie

"Sie sassen und tranken am Teetisch..."

von Sitica >>

Stille.

Ich nehme mein Glas in die Hand und trinke ein paar Schlücke Wasser. Es ist so kalt und still wie die Stimmung.
"Wo fährst du in den Ferien hin?"
"Bleib' daheim."
"Aha."
Wieder Stille.
Unerträgliche, lächerliche Stille.
Ein verächtliches Grinsen huscht über mein Gesicht. Hier sitzen acht scheinbar erwachsene Menschen an einem Tisch und es herrscht absolute Stille.
Luftabschnürende, bedrückende Stille.

Stille.

Wenn man ein Kind ist, entwickelt man fast automatisch eine naive Liebe zu seiner Familie. Ich aber habe sie verloren.
Ich verachte sie alle. Ich verabscheue sie für ihre Unfähigkeit. Ihren Zwist. Ihre Starre. Ihre Unflexibilität. Ihre Faulheit. Ihre Untätigkeit. Ihre Kälte.

Stille. Kälte.

Alle haben wir das gleiche Blut in den Adern, aber das ist auch die einzige Gemeinsamkeit, abgesehen von diesen quälenden, bedrückend kalten und stillen Musstreffen.
Ohne diese Treffen würden wir besser leben.
Aber, um der Traditionswillen und um den Schein zu wahren, trifft man sich und feiert seine Unfähigkeit.
Ich bin schon ganz betrunken vom Hohn, den ich verspüre. Von der Verachtung. Von der Lächerlichkeit.

Stille. Kälte. Verachtung.

Jeder einzelne sitz zusammen mit seinem Campari-Orange allein.
"Wie läuft's in der Schule?"
"Danke. Recht gut."
"Warst du mit deinem Zeugnis zufrieden?"
"Ja, schon."
Noch schlimmer als die Stille, Kälte, Verachtung: Das Frage- Antwort- Spiel. Der ultimative Ausdruck der Unfähigkeit, das Eis zu brechen.

Stille. Kälte. Verachtung. Unfähigkeit.

Ich bin voll Verachtung, aber auch Verzweiflung.
Verzweiflung,
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