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Das ausradierte Kind
von Cornelia Studer >>
Das ausradierte Kind
Ich sah eine Werbung für ein Fotobearbeitungsprogramm, und ich fand sie grauenvoll Makaber.
Da stand: "Entfernen sie störende Objekte schnell und einfach."
Da war dieses Beispielbild von einer Terrassenförmig bepflanzten Hügellandschaft, es war nur ein Teil der Landschaft zu sehen, da offenbar ein Kind vor der Aussicht stand, und sein Rücken und Hinterkopf, scheinbar der Betrachter Kamera im Wege war. Nun ich denke zwar, dass das sichtversperrende Kind nachträglich ins Bild eingepflanzt wurde, da so ein kleines Kind gar nicht die Aussicht eines normalwüchsigen Fotografen versperren könnte, und das Blondchen auch irgend wie nicht in abgelegendstes asiatisches Hinterland passte. Ja, mir war klar, hier wurde mittels Collage das perfekte Landschaftsbild zuerst einmal entgrünt um es nachher wieder künstlich zu begrünen.
Wie auch immer das Sichtversperrende Kind, sollte ein Beispiel dafür sein, was dass Programm alles kann.
Jedenfalls, war über dem Rücken des Kindes ein Radiergummi, ins Bild eingefügt, ein Radiergummi wie er auf dem Pult des Kindes liegen könnte, nur eben in erschlagend grösserer Proportion, und da wo offensichtlich eine "Fahrspur" des Gummis war, verschwand das Kind, und Landschaft tauchte auf.
Jedenfalls empfand ich die Werbung als Panne, wohl erkannte ich die geplante Aussage: "Unser Bildbearbeitungsprogramm ist das perfekte Retouchiertool", aber das ganze hatte ja auch einen ungeplanten Ausruf: "Stehen ihnen irgend welche Bälger vor dem Grünen in der Sonne, radieren sie die Plagen doch einfach aus. Entfernen sie störende Objekte schnell und einfach, mit uns werden sie die Gören los!"
Naja, ich weis nicht ob dieser Slogan nicht kontraproduktiv ist.....
17. September 2017 |
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