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Ein X für ein U vormachen
von Marc P Sahli >>
Jetzt in der Vorweihnachtszeit streife ich durch die Gassen, Lauben und Passagen von Bern. Überall leuchten Lichterketten, geschmückte Bäume, Kugeln und Lametta, manche schon seit Ende Oktober die Auslagen bevölkernd. Und allerorten begegnet einem der ominöse Mister X. Jeder noch so kleine Laden wünscht Merry X-mas oder lockt mit einem X-mas-Sale, vermischt mit Black-Friday oder wahlweise auch mit dem ‘Santa’.
Wer ist eigentlich dieser X? Warum ist die Weihnacht über den Umweg von Christmas zu X-mas mutiert? Ich spüre den Ärger darüber, wie sich die Kommerzialisierung immer weiter vom Eigentlichen entfernt.
Eine «Frohe Weihnachten» hat sich inzwischen genauso vom religiösen Kern gelöst wie der Konsumrausch vom Fest selbst. Ist es überhaupt noch mein Fest? Vielleicht habe ich mich einfach nur daran gewöhnt.
Dabei ist X-mas keineswegs eine neumodische Erfindung: Das X stammt vom griechischen Chi, dem Anfang von Christos. Seit Jahrhunderten war es ein christliches Kürzel. Doch heute wirkt es wie eine bewusst ent-religierte, marketingtaugliche Verpackung, die das Wort Christ meidet und stattdessen ein neutrales X anbietet – passend für Schaufenster, aalglatte Slogans und Rabattaktionen.
Vielleicht soll X-mas politisch korrekt klingen, um niemanden unterm Baum auszuschliessen, oder um die Worte zu glätten, bis nur noch ein unverbindliches, anglizistisches Etikett übrig bleibt.
Seit Jahren fällt mir auf, wie die Anglizismen zunehmen: erst kam Sale statt Ausverkauf, dann X-mas, und jetzt hängen sie im Tandem, manchmal gar mit dem «Santa», ho-ho-ho.
Ich lasse den Blick über die Schaufenster gleiten, und der Gedanke formt sich beinahe von selbst: X-mas ist vor dem nächsten sogenannten ‘Sale’. © Marc P Sahli
30. November 2025 |
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