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Mittagessen
von Madame le Boeuf >>
Das kränkelnde Kind beugt sich über die Teppichstange.
Die Mutter schaut aus dem Küchenfenster. Ihre Äderchen im Gesicht sind so rot wie ihre Hände, die sie von der Bete nicht mehr sauber kriegt. Kirchenglocken schlagen zur Mittagszeit. Der Kirchturm wäre hoch genug. Aber da ist das Kind. Schuldig schlägt sie die Augenlider nieder und fahrt fort, die Kartoffeln zu rüsten.
Das mehlig gekochte Gemüse verschwindet durch die Löcher des Passevites und findet sich in veränderter Form in der Suppenschüssel wieder. Abwesend schaut die Mutter ihrer Arbeit zu, schaut zu, wie sie die Kartoffeln zerdrückt und lässt ihre Finger langsam in das blecherne Küchengerät gleiten. Sie dreht weiter.
Dem Kind ist das ganze Blut in den Kopf geflossen. Die Kirchenglocken schlagen erneut und es lässt sich auf den Boden fallen. Sein Magen knurrt. Mit beiden Händen öffnet es die angelehnte Küchentüre.
Es duftet nach Kartoffelsuppe. Die Schürze der Mutter liegt am Boden.
30. April 2013 |
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