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Kurzgeschichten > Gesellschaftskritisches
der Gitterstäbe stehen dürfen und von da aus mit Verachtung auf ihre Opfer blicken können. Sie sprechen von "artgerecht", "natürlich", "normal", "köstlich" - und alles doch nur, um von den eigentlichen Verhältnissen abzulenken. Simone wurde schwummrig bei all den Gedanken, die ihr plötzlich durch den Kopf schossen. Sie versuchte ihre eigene Schuld der vergangenen Jahre vor sich selbst zu rechtfertigen. Aber es wollte einfach nicht klappen. Wie konnte sie all diese Grausamkeiten über Jahrzehnte hinweg übersehen? Warum hat sie das Leiden dieser Wesen nicht an sich herangelassen? Und: Wenn schon sie es nicht sah, wie konnten es Milliarden andere Menschen ebenfalls nicht sehen? Sie wusste ihre Wut und Verzweiflung kaum zu zügeln. Langsam durchdrang eine unangenehme Gewissheit ihr Bewusstsein. Sie sahen es wohl schon... aber empfanden es nicht als Unrecht. Simone drehte sich etwas nach rechts, so dass sie die etwas abseits gelegene Menschentraube erkennen konnte. Diese hatte sich nicht grundlos zusammengefunden. Da stehen sie also, die Wärterinnen und Wärter. Der fröhliche Anlass, zu dem sie sich zusammen gefunden hatten, lag schamlos freizügig auf den Tischen, um die sie sich reihten. Auf reinen, weißen Tellern, in kleine, handliche Stücke zerteilt, lagen die Überreste einiger Wesen, die Menschen als Kühe bezeichnen. Simone hörte hinter sich immer noch das leise, schnaufende Atmen der Tiere, die diesmal noch verschont geblieben sind. Sie sah das verschmorte Fleisch. Sie überkam Übelkeit. Noch einmal wandte sie sich dem Gatter zu. "Sie essen eure toten Brüder und Schwestern.", flüsterte sie leise. Simone senkte den Blick.
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