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Schuld
von yellow >>
Dicke Lederbänder schneiden sich in seine Haut. Ein nasser Schwamm auf seinem Kopf. Angst in den Augen, Schweiss auf der Stirn. Seine Mutter weint… der Vater auch. Er hat ihn erwartet, diesen Tag. Sehnlichst, Tag und Nacht, gehofft es sei vorbei, endlich nach all den Jahren. Er hatte so viel über diese letzten Minuten nachgedacht, gedacht seine Angst vor diesem Moment könne nicht grösser werden… Er hat sich getäuscht… wie so häufig in seinem Leben.
Er sieht die Augen des Mannes vor sich. Schmerzerfüllt, fragend.
Wie alt er wohl gewesen ist? 20,30,40? Er weiss es nicht…
Die Waffe fällt zu Boden. Seine Hände zittern. Der Mann liegt vor ihm, sein Gesicht weiss, sein Haar rot. Das Blut breitet sich aus. Über das Gesicht , die Arme, die Brust. Sein Blick erstarrt…
Was hatte er getan? Hat sein Finger den Schuss ausgelöst?
Er hat es nicht gewollt! Aber wie konnte er nur? Sie war seine Frau, er hatte sie geliebt! Wieso hat er sie ihm weggenommen? Die Meinung wollte er ihm sagen.
Er hat nicht zugehört.
Still sollte er sein…
…dann war er still.
Plötzlich wünschte er sich, er würde wieder sprechen, würde aufstehen, würde ihm sagen, dass nichts war, er seine Frau nicht angerührt hatte. Doch er sagte nichts, blieb liegen.
Hände hielten ihn fest, drückten ihn zu Boden. Worte prasselten auf ihn ein. Er spürte nichts, hörte nichts…
Jetzt sitzt er hier. Eine Träne läuft ihm übers Gesicht. Nichts konnte er mehr gut machen. nichts ungeschehen werden lassen. Sich nicht mehr ändern.
Nun hielt er die Tränen nicht mehr zurück, sie flossen über sein Gesicht. Nicht aus Angst, nicht aus Selbstmitleit, aus Trauer. Scham.
Dann spürte er einen Schmerz, zuckte zusammen, schrie. Seine Finger pressten sich ins harte Leder. Verstarrten. Kraftlos.
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