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Kurzgeschichten > Gesellschaftskritisches
Der Urlaubsreisende kehrt nach einiger Zeit zur Ausnüchterung zurück, vielleicht vom «Griechischen Wein» oder vom Eimersaufen auf Malle…., die anderen jedoch stranden im Irgendwo vom Nirgendwo und geben die Hoffnung nicht auf.

Zu was anderem: gönnen Sie sich doch einige Sekunden Ruhe vor dem Reisen, vor dem Aufbrechen, bevor Sie die Wohnung verlassen. Viele Russen machen das. Es nennt sich «sidet’ na Tschemodanach», auf den Koffer sitzen. Es ist ein Innehalten, ein in-sich-kehren; man setzt sich wirklich auf den gepackten Koffer und wenn dieser nicht stabil genug scheint, tut es auch ein Stuhl. Es ist ein uralter russischer Brauch. Durch das kurze Ausharren auf dem gepackten Koffer sollen Hausgeister vertrieben werden, das soll Glück bringen auf der Reise; man möge doch gesund und wohlbehalten zurückkehren. Und erst nach diesem Ritual bricht man auf. Der Brauch verkörpere die Symbolik des Überwindens einer Schwelle: der Türschwelle vielleicht, oder der Schwelle, die man beim Denken überwinden kann, oder auch der Schwelle zwischen Dies- und Jenseits, beim Heraufbeschwören oder eben Beschwichtigen von Hausgeistern? Oder vielleicht bereitet man einfach seine Seele auf die bevorstehende Reise vor?

Um zu den Flüchtlingen zurückzukommen, meint Bucheli* weiter: «was Reisen im Innersten und zuletzt heisst: von den Migranten könnte es mancher Tourist lernen. Mag sein, dass er danach weniger reisen würde, eines ist jedoch sicher: gewiss anders.»

Reisen Sie doch auch mal anders, vielleicht nur vor dem inneren Auge, mit geschlossenen Augen. Auf den Koffer sitzen, ein- und ausatmen und einen Moment lang einfach innehalten. Einfach sein dürfen und kommen lassen, was da kommen will. Und es wirkt jedes Mal anders.
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