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Kurzgeschichten > Humor

Blumen - Mario vom Prenzlauer Berg

von Dieter Raedel >>

In den wilden Tagen nach der Wende, hatten die Stammeinwohner des Ostens noch genügend Geld in der Tasche, waren gut gelaunt und kauften Blumen en gros. Allein im alten Bahnhof Schönhauser Allee gab es zwei große Blumenstände und die Prenzlberger verschönerten sich ihre Wohnräume mit Blumensträußen mannigfaltigster Art. Ein Händler war zuspät in den Blumenreigen eingetreten und musste sich damit begnügen, unterm U-Bahn-Viadukt gegenüber dem Bahnhof seine Blumenpracht anzubieten. Neben ihm handelte ein ärmlich gekleidetes Mütterchen mit Gartenblumen, die sie in einem kleinen Wassereimer zu stehen hatte. Meist wurde sie ihre Blumen eher los, wahrscheinlich kaufte man bei ihr aus Mitgefühl. Die ältere Dame war auch stets zu einem Schwätzchen bereit.

Mario hatte einen zweirädrigen Karren mit selbstgebastelten Aufsatzbrettern, und wenn er damit in die Kopenhagener schaukelte, war das allein ein Paradestück aus dem Bilderbuch von "Gewusst wie !" Nicht selten passierte es, dass ein heimtückisches Schlagloch auf ihn wartete, welches er mit einer nicht zu übertreffenden Sicherheit ansteuerte. In solchen Momenten kippte ein Teil seiner Ladung um und die Berliner waren außer sich vor Freude. Mario sah das anders und spulte seinen Fluchkatalog lauthals runter, ohne dabei die grinsenden Passanten auszulassen. Solche Sätze wie:
"Was glotzten ihr so dämlich, ihr Arschgeigen ?"
waren verständlich und jeder wusste damit etwas anzufangen.

Wenn in den Abendstunden kaum etwas gekauft wurde, war die damals 16 jährige Heike und ich oft bei ihm anzutreffen, um ihm die Langeweile mit Würfelspielen zu vertreiben. Mario war der geborene Spielertyp und hatte sich in vielen Tagen
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