Kurzgeschichten > Humor |
 |
|
Laut Auskunft des Büromaschinenhändlers war das Modell „Zora-Super-RSX“ der ultimative Schreibcomputer für den vielschreibenden Autor mit den höchsten Ansprüchen. Einschließlich Software und Kabel betrug der Preis, nun gut, ich würde eine Hypothek aufnehmen. Bei dem Zusatzhonorar von weiteren DM 600.000,--, in aller Bescheidenheit habe ich doch den Literaturnobelpreis eingeplant, welche Bedeutung haben dann 241 Monatsraten a DM 850,--, keine, wenn sie mich fragen. Auf Abzahlungsbasis erwarb ich das Gerät.
Themen gibt es unendlich viele, Titel für erfolgversprechende Fortsetzungs-Reißer, täglich werden sie von mir neu geboren. Es war wohl zwei oder zweieinhalb Jahre nach Erwerb meiner neuen Schreibmaschine, ich wollte mich gerade etwas entspannen, geistige Arbeit ist ehrlich ganz schön anstrengend, und ich nickte etwas ein.
Nach zwei Monaten konnte ich im Krankenhaus vernommen werden. Der Polizist erzählte mir, dass meine Frau zuerst mich und dann den Powerschreiber aus dem Fenster gestoßen haben soll. Ich glaube dem Polizisten kein Wort. Leider kann ich meine Frau nicht fragen, seit zwei Monaten hat sie keiner mehr gesehen. Der Polizist wirkte etwas komisch, als ich ihn bat, eine Vermisstenanzeige aufzunehmen.
Gestern habe ich wieder angefangen, zu schreiben. Ich bat die Krankenschwester um Papier und einen Stift. Seitdem kichert sie
ununterbrochen, wenn sie mein Zimmer betritt. Egal, ich habe genug Papier und einen schönen Stift mit dem Aufdruck „ Ruf doch mal an.“
Mein Thema habe ich endlich auch gefunden, ich habe mich auf große gelbe Bücher konzentriert, viele Menschen spielen mit, jedes Jahr erscheint eine Fortsetzung. Der Verlag berichtete mir von einer unglaublich hohen Auflage, ein echter Renner, wie man so unter Schriftstellern zu sagen pflegt.
21. Januar 2007 |
 |
zurück |
Seite
von 3 |
|
 |
Kommentare (2) |
|