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Kurzgeschichten > Humor
Trotz der täglichen Feiertage war es mir gelungen, das Geld für ein Mifa-Herrenrad aufzubringen, das ich stolz in einer lauen Sommernacht am kleinen Teich, rechts vom Jugendstil-Theater, den auf den Bänken versammelten Komödianten vorstellte. Ein Schauspiel - Regisseur, der später in Berlin für seine Inszenierungen zu Ehren kam, erinnerte sich, in Düsseldorf in ganz jungen Jahren Radsportler gewesen zu sein. Er schnappte sich mein Rad und fuhr, eine Flasche Rotwein in der einen Hand haltend, eine Ehrenrunde nach der anderen um den Teich, wobei er das bekannte Volkslied "Als wir jüngst in Regensburg waren" anstimmte, das wir alle kräftig mitsangen, obwohl längst Mitternacht überwunden war. Besonders die Stimme eines Tenors, der von Plauen nach Cottbus gewechselt war und aus voller Kehle, auf einem steinernen Löwen des Parks sitzend, uns alle übertraf, beeindruckte die scheinbar sich zur Nachtruhe begebenden Anwohner gewaltig.

Regisseur R.W. hielt es mit dem Rad auf dem Weg nicht mehr aus und nahm Kurs auf die Mitte des Teiches, wo er sogleich samt Fahrrad unter den Wellen verschwand. Nach einiger Zeit der Stille, wir unterhielten uns unterdessen über andere Dinge, schoss der Vermisste wie eine Rakete aus dem Teichgrund hervor und brüllte überzeugend in die Nacht:

"Die berühmte Fontäne >>Jet d'Eau<< ist weiter nichts als ein verrostetes Eisenrohr !"

Alle klatschten. Ich auch, obwohl ich den Namen noch nie gehört hatte. Nach dem Beifall zitierte der Akteur eindrucksvoll Hölderlin, wobei er sich langsam ans Ufer bewegte:
"Mit gelben Birnen hänget und voll mit wilden Rosen das Land in den See.
Ihr holden Schwäne, und trunken von Küssen tunkt ihr das Haupt ins heilignüchterne Wasser."
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