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Kurzgeschichten > Humor

Zur Untermiete in Lutherstadt Wittenberg

von Dieter Raedel >>

Es war die erste Zeit meines Engagements am Elbe - Elster - Theater in Lutherstadt Wittenberg. Alles war neu, noch nichts hatte etwas von meinem Komödiantenleben abgekriegt. Was macht man, wenn man eine ausgeflippte Type ist, jedoch keinen Menschen kennt, mit dem Mann die Stadt umkrempeln kann ? Voller jugendlicher Energien stolperte ich von einem unbekannten Platz zum anderen und versuchte mir die Umgebung einzuprägen.

Eine Wohnung hatte ich auch nicht. Bei Frau Piep, so nenne ich die Dame, weil die Hauptmieterin einen ornithologischen Sondernamen trug, erhielt ich ein Minizimmer. Tür auf und dahinter links ein Ofen. An der linken Wand ein altes Holzbett. So ein Exemplar war mir neu. Setzte man sich drauf, verschwand man augenblicklich in der Tiefe. So mancher wird im Bett schon abgetaucht sein. Vielleicht gab’s sogar welche, die als verschollen gemeldet waren, seitdem sie in diesem Bett versackten. Die Koje war verdammt kurz. Pass ich da überhaupt rein ? Das wird sich abends herausstellen.

Geradezu ein Fenster. Geblümelte Übergardinen. Ich starre die Dinger an, als ob ich den Versuch wagen würde, sie wenigstens mit meinem Blick bleichen zu können. Nichts geschieht, die bleiben so. Auf dem Fensterbrett zwei Pflanzen in prächtiger Blüte. Danach riecht auch das Zimmer. Rechts ein klappriger Schrank von irgendwelchen Verstorbenen.
Daneben eine undefinierbare Schubladengarnitur, auf der eine große weiße Schüssel steht, in der sich eine mit Wasser gefüllte Keramikkanne räkelt. Die Kanne hat, wie sollte es anders sein, Blumenmuster.

“So, Herr … wie war ihr Name gleich ?”
“Raedel. Dieter Raedel.”
“Füllen Sie das Anmeldeformular aus, damit ich es noch heute wegbringen kann.”
“Was treibt Sie denn von Berlin nach Wittenberg ?”
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