Kurzgeschichten > Krimi |
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«Äh, Sie meinen ‹Das Testament der Barfussläuferin›? Schön, nicht wahr?»
«Quatsch! Deine Barfussläuferin kannst du behalten. Das andere Buch meine ich … sag’s endlich!» Sein kalter Blick liess mich wissen, dass er kein Mensch von grosser Geduld war.
Als wäre ich begriffsstutzig, fasste ich mir an die Stirn. «Ach, Sie meinen ‹Das Syndikat der Hexer›? Freut mich, dass Sie schon davon gehört haben. Es kommt anfangs Oktober heraus … Ja, ja.» Abermals versuchte ich, mir eine gute Stimmung ins Gesicht zu zaubern. Vergebens.
«Nichts wird erscheinen», raunzte er mich an und richtete plötzlich eine grosskalibrige Waffe auf mich.
Augenblicklich benetzten kleine Schweissperlen meine Stirn.
«Mögen Sie keine guten Bücher?», versuchte ich ein unverfängliches Gespräch über die weite Welt der Literatur anzugehen. Doch er liess sich nicht ablenken, sondern trat nun so nahe an mich heran, dass ich seinen bitteren Atem riechen konnte. Düster raunte er mir zu: «‹Das Syndikat der Hexer› wird nicht erscheinen. Ist das klar? Andernfalls …»
Ein scharfes, metallenes Klicken liess mich erschrocken zusammenfahren. Mir stockte der Atem! Dann aber schob der Kerl mich einfach zur Seite und ging davon.
Ich weiss nicht, wie ich nach Hause kam …
Ein Bekannter jedenfalls verbreitete anderntags, er hätte mich gehetzten Blickes die Hauptgasse hinunterschlingern sehen. Und: Ich hätte gurgelnde Laute von mir gegeben.
Wie auch immer, ich war irgendwie nach Hause gekommen und hatte mir dort offenbar noch einen Whisky genehmigt. Vielleicht auch zwei. Dies schloss ich am anderen Morgen aus der ansehnlichen Pfütze verschütteter Flüssigkeit, in der ich mit blossen Füssen zu stehen kam, als ich mir in der Küche ein Aspirin holen ging. |
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