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Kurzgeschichten > Liebe

Das Haus

von kastrierterpoet >>

Wir unterteilten die Räume in emotionale Funktionseinheiten. Da gab es ein Zimmer in dem wir Stundenlang brüllten. Wir hofften die Geister zu vertreiben, die Gespenster in unseren Köpfen, welche uns hinderten zu leben. Du sagtest sie besitzen schwere Ketten, es bleibt nicht mehr viel Zeit.

Dein Zittern machte mir Angst. Du selbst warst ein Gespenst, fahl schimmerte deine Haut, die Lider schwarz umrandet, zu üppig. Doch du hattest Glück, warst immer bildhübsch.

In einem anderen Zimmer warst du sanft. Da waren unsere Münder, deine zerbrechlichen Finger waren überall auf mir, berauschend deine sinnliche Hingabe. Ein Stockwerk höher gab es ein weiteres Zimmer, hier warst du grob. Dort gab es unsere Münder nicht, in diesem Raum wolltest du beißen, kratzen, schreien. Auch hier war ich berauscht, trunken ob deiner aggressiven Lust.

Wir waren oft dort. Das Haus stand schon viele Jahre leer. Wir schoben die Bretter am Eingang zur Seite, meist nachts, es war ganz leicht. In diesem Haus gab es nur uns, die Welt blieb draußen, der Zeit entrückt. In diesen verfallenen Zimmern lebten wir all das aus, was wir sonst nur zu denken wagten. Ein stilles Aufbegehren, unsere eigene kleine Revolution, niemand wusste davon.

Dann gab es diesen einen Tag, ich suchte, aber fand dich nicht. Ich ging durch den bunten Herbstwald zu unserem Haus. Auf der Treppe, in den Zimmern, über die Holzdielen verteilt, von allen Seiten schimmerte das Kerzenlicht, es müssen Hunderte gewesen sein.

Noch Monate hielt ich Ausschau nach dir, irgendwann hatte ich aufgehört zu suchen.





18. November 2007
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