Kurzgeschichten > Liebe |
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sich, er studiert - ich hab noch gar nichts! Er hat schon eine eigene Wohnung - ich wohne noch zuhause!" Die junge Frau redet immer schneller. Nervös zwirbelt sie die Fusseln des Teppichs zwischen ihren Fingern. "Im Vergleich zu ihm bin ich noch ein Kind. Und sowieso … " Sie sucht angestrengt nach weiteren Argumenten. Gerade als Alice etwas einwerfen will, platzt Nora wieder los. "Hast du schon mal gesehen, wie der- Nein, du hast ihn noch nie gesehen, aber trotzdem. Gott verdammt, sie der gut aus! Einmal hat er sein Shirt gewechselt … gott! Ich komm grad' um die Ecke und dann steht er da … ohne Shirt!!"
Alice lächelt leise. "Das hört sich doch gut an." Aber ohne zu reagieren plappert Nora weiter: "Und jedes Mal, wenn ich am Abend zuhause bin, hab' ich ein riesiges Grinsen auf dem Gesicht." Sie markiert mit ihren Zeigefingern zwei imaginäre Punkte irgendwo auf Höhe der Ohren. "Und dann nerve ich mich wieder, weil ich entweder zu viel oder zu wenig geredet habe … meistens zu viel." Sie lässt die Hände sinken, mit denen sie während ihrer Rede unbewusst in der Luft gestikuliert hat, und verschränkt die Finger ineinander.
Nun sieht sie fast schüchtern aus. Einen Moment blickt sie stumm aus dem Fenster. "Weisst du,", sagt sie, jetzt mit ruhigerer Stimme und in ernsthafterer Tonlage, "Irgendwie ist es nicht einfach eine willkürliche Schwärmerei. Ich mag ihn wirklich. Er sieht nicht nur gut aus, nein, man kann sich auch mit ihm unterhalten - und ich unterhalte mich wirklich gerne mit ihm … auch wenn ich ihn meistens nicht zu Wort kommen lasse. Aber wenn, dann höre ich gerne zu, weil er auch gut erzählen |
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