Kurzgeschichten > Liebe |
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„Okay.“ Irma nickt, steigt wieder ein und fährt in die Einfahrt, die sehr lang ist. Er hat Recht, hier ist es wohl sicherer. Und sie hat vergessen, wie saugut er aussieht. Nein Quatsch, hat sie natürlich nicht, so was kann man nicht vergessen, höchstens verdrängen.
Er steht mittlerweile unten in der Haustür und gibt ihr wieder diesen obligatorischen Kuss auf die Stirn, und sie nimmt den Kuss gleichgültig in Empfang, denn das macht er bestimmt bei jeder Frau.
Schöner Hausflur, alte Fliesen auf dem Boden, weiß gestrichenes geschnitztes Treppengeländer, Jugendstil halt.
Seine Wohnung liegt im ersten Stock. Anscheinend gibt es nur drei Wohnungen in diesem Haus. Unten auf den Schellen haben nämlich nur drei Namen gestanden, unter anderem Maibach und Christopher Maibach, das ist dann wohl Chris. Wer mag wohl der andere Maibach sein? Ein Verwandter?
Es gibt keine typische deutsche Diele in dieser Wohnung, sondern es geht wie in amerikanischen Fernsehserien sofort in einen großen Raum. In diesem Raum steht nicht viel drin außer einem Schreibtisch, der ziemlich antik aussieht, einem großen braunen Ledersofa – Gott sei Dank ist das Leder nicht glatt, sondern sieht angeraut und warm aus – einem kleinen Tisch davor und einem Fernseher. An zwei Wänden des Raumes befinden sich alufarbene transparente Regale (IKEA?), die vollgestopft sind mit Büchern, Aktenordnern und Zeitschriften, und auf der freien Wand hängt ein Druck von Degas’ Balletttänzerin. Irma steht ja eigentlich mehr auf die Expressionisten, aber Degas ist auch ganz nett. War er überhaupt Impressionist? Dieses Licht deutet zwar drauf hin, aber sie meint gelesen zu haben, dass er alles im Atelier gemalt hat und nicht draußen in der Natur. |
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