Kurzgeschichten > Liebe |
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ihr Zimmer kam, mit den Worten, sie solle sich beeilen, sonst würde sie zu spät kommen, sah sie nur kurz auf, und blickte ihrer Mutter mit roten, geschwollenen Augen ins Gesicht und hörte für einen kurzen Moment auf zu weinen.
Ihre Mutter setzte sich neben sie aufs Bett und nahm sie behutsam in die Arme. Erleichtert erwiderte sie die liebevolle Umarmung ihrer Mutter und für einen kleinen Augenblick, eine Sekunde nur, war die Welt wieder in Ordnung.
Sie stand jetzt an seinem Grab, ihre Mutter an der rechten, ihren Vater an der linken Hand fassend, und sah hinunter auf den Sarg.
Gleich würde die Erde ihn verschlucken, dachte sie. Der für sie wichtigste Mensch auf der ganzen Welt würde in einem Loch in der Erde verschwinden und niemals mehr ans Tageslicht gelangen. Bei diesem Gedanken packte sie erneut eine Welle tiefer Traurigkeit und für einen Moment wurde ihr schwindelig. Sie drückte die Hände ihrer Eltern noch ein wenig fester und wischte sich mit dem Ellbogen über das Gesicht.
Wie betäubt standen sie da. Alle Menschen, die dem verstorbenen wichtig gewesen waren.
Freunde – davon hatte er sehr viele gehabt, denn mit seiner fröhlichen und lockeren Art war er überall beliebt gewesen -, seine Familie, Trainer, die gesamte Fußballmannschaft, einige Schüler aus den Parallelklassen und sogar ein paar der Lehrer waren gekommen um ihn, dem jungen Mann, dessen Körper in dem schwarzen Sarg vor ihnen lag, zu verabschieden.
Auf nimmer wiedersehen.
Nach seiner Familie war sie die erste, die an seinen Sarg treten durfte.
Sie hatte sich nicht überlegt, was sie sagen wollte. Denn es gab nichts mehr zu sagen.
Wenn man denjenigen, mit dem man die größten Gefühle geteilt, |
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