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Das Geläut im Dorf
von Georg Ettlin >>
Die Dorfbewohner waren alle laut, geschwätzig,
lärmig, nicht ganz trinkfest, aber oft betrunken...
Ein reicher Glockensammler hat die alten Kirchenglocken
alle eingesammelt und bezahlt und Jahr für Jahr
im hohen Dachstuhl "neue" alte Glocken aufgehängt.
Am Ende seines Lebens hat es ihn gedrängt,
sie an Pfingsten unerlaubterweise alle zusammen mit Hilfe einer selbstgebauten mechanischen Konstruktion
läuten zu lassen:
Nach einem leise drohenden Knirschen und Knacken im Gebälk durch die sich langsam in Bewegung setzenden Schwergewichte der Glocken und Klöppel ertönte anfangs nur ein helles Bimmeln einer Vesperglocke,
dann die heisere Pestglocke, die dumpfe Totenglocke,
dann aber sind die Schwalben im Dach aus ihren Nestern gefallen, weil die "Dicke Susanne", diese tonnenschwere Riesenglocke plötzlich ihr "Bauuuuulwuauuul-pammmm-bauuuul !" in die dörfliche Gegend schleuderte!
Man mochte glauben, dass jetzt das Dröhnen seinen Höhepunkt erreicht hätte, aber überraschend kam dann noch
die grosse "Hosianna" in Schwung, die mit ihrem gusseisernen Dröhnen die Trommelfelle der Bewohner platzen lies! Es war ein mächtig-herrliches Getön, als ob der jüngste Tag angebrochen sei und man schaute zum Friedhof,
ob da wohl die Toten aus den Gräbern flogen !
Die Leute wurden dadurch nicht fromm, aber still, denn
keiner sprach nach dem Geläut dann noch ein Wort :
Die Dörfler wurden glaub` ich, alle taub und stumm....
***
c/G.E.
23. Mai 2015 |
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