Kurzgeschichten > Märchen |
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Opa Karl erbarmte sich nach einiger Zeit und trat vor die Tür. Nur mit Mühe und mit erhobenen Armen konnte er die neugierige Meute in Schach halten, die versuchte, ins Haus einzudringen.
"Ruhe bitte und hört gut zu, ich erkläre es euch!", rief er mit seiner kräftigen Stimme. So langsam legte sich die Aufgeregtheit und alle Augen waren auf ihn gerichtet. Ungeduldig rief ein Reporter aus der Menge:
"Warum wollen Sie und alle anderen kein Weihnachtsmann mehr sein, und warum brechen Sie plötzlich mit dieser Tradition?"
"Seit Jahrzehnten werden die Kinder belogen, denn es gab doch nie einen echten Weihnachtsmann und wird ihn auch niemals geben. Er ist, wie ihr ja alle wisst, eine Erfindung der amerikanischen Firma Coca Cola, die ihn für Werbezwecke entwerfen und zeichnen ließ. Ich will einfach keine Kinder mehr belügen und habe deswegen all die anderen um eine Stellungnahme gebeten. Wir sind uns nun darin einig geworden, dass diese Lüge ein Ende finden soll!", verkündete Karl ganz sachlich den verblüfften Zuhörern.
"Ja, aber wie sollen die Eltern es ihren Kindern sagen, die sicherlich sehr enttäuscht sein werden, wenn sie hören, dass es plötzlich keinen Weihnachtsmann mehr gibt?", fragte ein besorgter Reportervater.
"Sagt ihnen einfach die Wahrheit!", erwiderte Karl, "Sie werden es schon verstehen. Außerdem hören doch alle Kinder gerne neue Geschichten!".
Still wurde es, und Karl sah in nachdenkliche Gesichter, die sich langsam von ihm entfernten. Er ging ins Haus zurück und vernahm durch das offene Fenster die Worte: "Der hat ja irgendwie recht!" und "Es stimmt, überall wird so viel gelogen, sogar zu Weihnachten!".
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