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Hilfe ! - Ein Zeigefingermärchen
von ervine >>
Mit dem Zeigefinger zeigt man nicht auf fremde Leute
Sagte die Mutter streng.
Da fürchteten sich meine zwei Zeigefinger aber sehr, setzten sich einen Fingerhut auf und verkrochen sich in einen Vorhang.
So eingeschüchtert waren sie, daß sie den ganzen Vormittag auf der Vorhangstange saßen und nur zum Mittagessen, mit einem Topflappen notdürftig bekleidet, herunterkamen.
So geht das nicht weiter, meinte der Vater am dritten Tag.
Ic h möchte einen Zeigefinger heute nachmittag in einen Türspalt meines Roll Royce Silberschattenphantom II einzwicken, um eine beträchtliche Summe Geldes von meiner Unfallversicherung kassieren zu können.
Und ich sagte mein Bruder, brauche einen zum Fischen – da beißen sie besser.
Schwupps ! saßen sie schon wieder auf der Stange. Ganz oben zwischen den Krinolinen – und glaubten nicht, daß der Vater nur Spaß gemacht hatte, und der Bruder mehr von Regenwürmern hielt, wie die beiden jetzt sagten.
Nein, jetzt erst erinnerten Sie sich, daß man es immer schon auf sie abgesehen hatte, immer auf sie gezielt hatte, mit Hämmern, Feilen, Schraubstöcken, Schubladen und dergleichen, und nicht immer hatte man sie verfehlt. Ja, da war schon einiges Porzellan zerschlagen worden.
Sogar die Mutter hatte sie beim Zwiebelschneiden, bei dem Sie bekanntlich jedes Mal heulte wie ein Spießhund, unter Tränen immer ganz alleine gelassen mit dem scharfen Messer, das munter immer weiterratterte, immer näher, ratatatata, ratatatata,
während Sie das Schneidbrett vollheulte, man brauchte den Salat nicht einmal zu salzen -
– hatte sie bereits den Trennungsschmerz gespürt ?
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