Kurzgeschichten > Menschen |
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wie sie sich verhalten sollten. Die Tante Edeltrude, dessen wuchtiger Hut sich durch die sportlichen Vorführungen total verschoben hatte, erhob sich schwankend und steuerte auf den kleinen Tisch zu. Schwungvoll nahm sie vor ihrem Publikum die Schachtel mit den Rumkugeln an sich, öffnete sie ganz langsam und rief in die Runde:
„Die gehören mir heute ganz alleine, denn nach Rumkugeln kann ich besser schlafen!“ „Tantchen, das kannst du nicht machen, wir wollen uns doch wie immer gemeinsam damit verabschieden!“, rief besorgt ein älterer Cousin.
„Nein, nein, die gehören heute mir und damit basta!“, lallte sie scherzend zurück.
Alle Blicke waren auf diese Person gerichtet und keiner traute sich etwas zu unternehmen. Aus Erfahrung wusste jedes Familienmitglied, dass ein Eingreifen ohne Erfolg bleiben würde. Nun kam die Krönung des Tages. Sie fing an, ihre alten Geschichten zum Besten zu geben, denn sie hatte Zuhörer, denen die noch unbekannt waren. Keiner wagte es sie auf den Stuhl zu drücken, damit sie ein wenig Ruhe gab. Verkrampft aber fest hielt sie die Rumkugel Dose in ihren Händen, aß eine nach der anderen, sprach mit vollem Mund, verdrehte dabei die von Schminke verschmierten Augen und spitze hin und wieder ihren rot bemalten Mund zu dem unbekannten Nachbarn, mit den dunklen Locken, hin. Dann kam der besonders peinliche Moment, als sie der ahnungslosen Nachbars Frau eine Rumkugel auf das rechte Auge drückte, die schreiend aufsprang und die Wohnung, im Gefolge der anderen verschreckten Nachbarn, verließ.
„Lauft nur, lauft nur! Ich bin und bleibe die schrille Tante Edeltrude aus Buxtehude und daran kann niemand etwas ändern!“, rief sie ihnen aus der Wohnungstür in |
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