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sie trotz der Hitze. Dann verschwand Esthes wieder in ihre innere Welt bis Fatima erneut in ihren Bildern erschien. Sie weinte, sie weinte bitterlich, so dass nicht nur Tränen, sondern auch die Nase zu laufen begann. In diesem Mitgefühl konnte Esthes ablesen, dass sie wohl sehr krank aussehen musste. Nun begann auch Esthes zu weinen. „Nicht weinen!“ murmelte sie, „sonst muss ich auch weinen!“ Dabei klammerte sie sich an Fatimas Hand. Völlig erschöpft, begriff sie, dass sie wirklich sehr krank war. Esthes Tränen spülten die Ignoranz hinweg, die sie ihrer Krankheit entgegen gebracht hatte. Die beiden Frauen näherten sich innig in ihrem wässerigen Blicken. Das Anliegen aus Esthes Augen, „bitte hilf mir,“ drang zu Fatima vor. Sie antwortete mit Güte im Gesicht. Esthes wurde schwer. Ja, sie war krank! Ja, sie wurde umsorgt! Nun würde alles gut werden. Sie verschwand wieder in inneren Filmbildern. Köpfe, die aus Ton geformt waren, schwammen im Wasser. Überall Wasser mit großen Walen darin. Bilder die permanent wechselten und sich ungeordnet aneinander reihten.
Als Esthes wieder aufblickte, schob Fatima ihre Decke und ihr T-Shirt beiseite und rieb sie mit Olivenöl ein. Sie legte Kartoffelstücke auf die heiße Stirn der Kranken und fixierte sie mit einem Kopftuch. Wieder liefen Tränen über die Wangen der schönen, reifen Beduinin. Esthes musste wirklich sehr krank aussehen, das war jetzt klar. Fatimas Nase lief und ihr Körper zeigte das typische, wellenartige Schütteln, Herz betreffender Schluchzer. Fatima machte eine Grube in den Sand und schnäuzte ins Leere, indem sie mit zwei Fingern mal die rechte und mal die linke Seite der Nase zu hielt. Die durchsichtige |
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