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wieder ein Wort aus Omars Munde.
„Ja, ein Skorpion, aber kein großer! Deswegen habe ich ihn in deinem Rucksack nicht gleich gefunden.“
„Der muss hinein gekrochen sein, als ich ihn am Nachmittag neben dem Steinhaufen liegen gelassen hatte!“
„Genau, das wird es sein!“
Bis zu diesem Moment hatte Esthes das heiße Rauschen in ihrer Hand gut ausgehalten. Es glich einer wirbelnden Thermalwasserquelle. Jetzt, da sie weiß, dass es sich um einen Skorpionstich handelt, überkommt sie ein Anflug von Angst. Das Rumoren in ihrer Hand wird zum Schmerz.
„Du brauchst keine Angst zu haben!“ Omar hat, wie schon so oft ihre Gefühle bemerkt. Er schaut sie aus seinen braunen Tiefen gütig an.
„Es wird dir nichts passieren. Du musst nur den Schmerz ertragen, mehr nicht!“
„Nur den Schmerz aushalten,“ wiederholt sie. Der verschwommene Mythos, einer Todesnähe, löst in ihr Unruhe aus.
„Ja, nur den Schmerz aushalten!“ Okay, das traut sie sich zu. Dass der Zeitraum begrenzt ist, wusste sie schon seit dem Stich einer ihrer Reisebegleiterinnen vor einigen Jahren. Der Schmerz macht ihr keine Angst. Sie ist ganz ruhig. Sie beobachtet das kochende Pulsieren. Der im Umgang mit Skorpionstichen erfahrene Mann steckt ihren Finger in Seifenlauge. Sie ist überrascht. Kein Schmerz. Nur Getöse und Lärm da drinnen.
„Ich dachte nicht, dass es ein Skorpionstich ist. Normalerweise schließt sich durch das Gift die Wunde sofort. Nur selten tritt Blut heraus.“ Omar zuckt mit den Schultern. „Außerdem wollte ich nicht, dass du Panik bekommst. Denn dann beginnt das Blut durch deinen Körper zu rauschen, das Gift verteilt sich schneller, und das tut weh,“ erklärt er mit sanfter Stimme. „Du hattest Glück. |
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