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Kurzgeschichten > Menschen

Nachts

von Tim Martin Faber >>

Die Regentropfen sammeln sich an der Fensterscheibe. Er versucht sie zu zählen, gibt es aber schnell wieder auf. „Es sind einfach zu viele.“, denkt er und schleicht langsam und behutsam zurück in die Küche. Er will sie nicht aufwecken. Um keinen Preis. Er ist froh wenn sie schläft, dann kann ihn wenigstens nicht anschreien und zurechtweisen. Jeden einzelnen Tag der letzten zwanzig Jahre musste er mit anhören, dass er unnütz sei und sowieso nur den ganzen Tag faul auf dem Sofa sitze und fernsehe. In solchen Momenten bekommt sie immer kleine, feine Fältchen auf dem oberen Teil ihres Nasenrückens und die Adern auf ihrer Stirn treten hervor und scheinen zu pulsieren. In diesen Momenten, in denen ihr Kopf rot anläuft und vor Hass und Wut zu platzen droht, stellt er sein Gehör aus und denkt über andere Dinge nach. Mittlerweile beherrscht er das ganz gut. Er konnte ja auch einige Jahre trainieren. Er ist jetzt in der Küche angekommen. Seine dürren, knochigen Arme greifen nun langsam nach dem grössten Küchenmesser, dass er finden kann. Rotes, dickflüssiges Blut tropft langsam auf den Boden und füllt die Fugen zwischen den Bodenplatten. Er spürt wieder einmal Wärme. Alles ist still.


15. November 2010
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