Kurzgeschichten > Menschen |
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Bald werde ich wieder zuhause sein, dort kann ich das Buch zu Ende lesen. Das Buch, in dem das Gemüse, die Nierenstücke, die geschnetzelte Leber, der Schwartenmagen und die Schweinshaxen vorkommen, die von dicklichen, rundbäuchigen
Metzgergesellen und charmanten Verkäuferinnen feilgeboten werden.
Der Tag nach der Operation. Blutdruckmessungen, Medikamen-tierungen, Urinproben. Besucher gehen ein und aus. Ein Telefon-anruf. Ist alles gut gelaufen? Ich schlafe immer wieder ein. Ein Kommen und Gehen. Die Nacht verläuft unruhig, alles schwimmt ineinander. Die Nachtpflegefachfrau schaut mir ins Gesicht, Leider darf ich sie nicht Nachtschwester nennen. Nichts ist, wie es einmal war.
Der Tag der Heimkehr, der Entlassung.Unsicherheit. der Operateur bittet zum vertraulichen Gespräch. 10% des heraus-geschälten Materials ist karzinomatös. Er empfiehlt eine Biopsie.der Prostataschale. Bin ich nun in dem Alter angelangt, in dem solche Dinge zur Normalität gehören? Ich werde mich daran gewöhnen müssen. Die Sprache der Ärzte muss verstanden werden. Zehn % (Pro Zent) klingt weniger bedrohlich als ein kleines Karzinom.
Aus dem Band VON ALLEM EIN WENIG
4. Mai 2012 |
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