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Strahlende Berge, sonnige Höhen, Bergvagabunden sind wir!
von Frederic Weiss >>
Ziemlich profane Namensgebung, wenn man es genau nimmt. Der Hohe Kasten. So richtig nach Weite und Ferne klingt das auch heute noch nicht. Jedenfalls nicht in deinen Ohren. Silvretta, Sargans, Schesaplana, Saas Fe - da konnte deine Fantasie spazierengehen, da entstanden schnell bunte Bilder in deinem Knabenkopf und gierig warst du und aufmerksam und neugierig und eingesaugt hast du es, das Fremdklingende und den Schlager im Radio: strahlende Berge, sonnige Höhen, Bergvagabunden sind wir. Dazu der Schauder des Abenteuers, nur wahrnehmbar für den, der sich kaum jemals selbst ins Ungewisse und Gefährliche wagen wird und aus sicherem Versteck heraus den Unerschrockenen lauscht, dem Bergsteigerlatein, das soben Gehörte nicht für möglich haltend. Und doch insgeheim, und doch in einsamen Stunden davon träumend, dass es möglich sei, dass die Wirklichkeit grösser und raumgreifender wäre und den eigenen Fantasien näher stünde, als man es vorher von den nüchtern Denkenden und wenig Fühlenden eingebläut bekam. Gebunden die eigenen Hände, die Fussfessel mit der schweren Eisenkugel der Lethargie an das Bein geschmiedet, dazu bestimmt, sich auf sicherem Talgrund zu bewegen - und doch zufrieden und sich längst abgefunden, das eigene Mittelmass angenommen und akzeptiert. Strahlende Berge, sonnige Höhen, Bergvagabunden sind wir.
Abenteuer hin oder her, hier beherrscht der Hohe Kasten seit eh und je das Tal. Du kannst dir ausmalen, wie der Schatten des Bergmassivs am Spätnachmittag über den Talboden kriecht und die Musestunden der Sonnenanbeter terminiert. Dort drüben, ein paar Kilometer weiter am anderen Flussufer muss es sein. Mehrmals hintereinander seid ihr hierher gefahren. |
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