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Kurzgeschichten > Menschen
gleich vier Uhr früh!

Dann endlich unterwegs. Das einzige Auto auf der kurvenreichen Landstrasse und kein Licht weit und breit. Der Vater, ständig mit Fern- und Abblendlicht arbeitend, auf der Hut vor Reh oder Rotwild, das hier nachts über die Strasse wechselte, und gleichzeitig darauf erpicht, möglichst Tempo zu machen. Die Mutter mit dem Transistorradio auf den Knien und permanent auf Programmsuche, weil diese, also die Radioprogramme, noch nicht flächendeckend ausgestrahlt wurden und sich nicht lange genug einfangen liessen, in deiner Erinnerung mehr Rauschen als Musik. Die jüngere Schwester - auf dem Rücksitz binnen weniger Minuten sterbenskrank - hat den Mageninhalt nochmals von sich gegeben. Zwischenstopp, alles wieder aufgeputzt, bis endlich der Placeboeffekt der Tabletten gegen die Reisekrankheit zu wirken beginnt. Nur weiter jetzt. Schlanke, hohe Schornsteine tauchen auf, werden grösser, wandern seitlich an den Fensterscheiben vorbei und verschwinden aus dem Blickfeld. Flammen aus Schornsteinen kurz vor der Dämmerung. Ingolstadt. Die Raffinerie.
Später dann: die Morgensonne dringt durch die Schlieren auf der Windschutzscheibe, die Scheibenwischer verschmieren die Insektenleichen und der Geruch des Zusatzmittels in der Scheibenwaschanlage vermischt sich mit dem Benzingestank, der schon vorher mit dem Zigarrettenrauch verband und mit dem Schweiss aller und dazu auch noch letzte Spuren vom Mageninhalt der Schwester freudig akzeptierte. Eine olfaktorische Kakophonie, das alles. Längst hat das Reisefieber in Apathie umgeschlagen, die Aufmerksamkeit hat sich totgelaufen, das Fassungsvermögen des Aschenbechers längst ausgereizt. Augsburg. Memmingen. Leutkirch.
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