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Bethanische Geschichten
von Barbara Franke-Vornhagen >>
frau ohne zehen
nach dem mittagessen und vor dem kaffee gehe ich über den flur, der an der ambulanz vorbei zum raucherzimmer führt.
hältze mir die tür ma auf?
im rollstuhl hockt eine magere frau, deren füße bis zu den knöcheln weiß bandagiert sind.
ihre augen glänzen feucht und ihr braunes, graugesträhntes haar hängt zottig und ungepflegt um ihren kopf.
dankeh.
sie rollt sich bis in die mitte des vergilbten raumes.
geübt langsam erforscht sie erst die linke, dann die rechte tasche ihres bademantels.
sie lächelt, fördert erst ein zerdrücktes päckchen tabak und dann blättchen zutage.
ich sitze auf einem stuhl nahe der tür.
dort kannst du den arm abstützen.
scheiße, nur noch krümel.
die frau wischt sich mit einer beiläufigen geste über die oberschenkel.
möchten sie eine von mir?
ihre augen finden meine und verweilen unangenehm lang.
eine kurze antwort nur.
danke, krichse wieda.
schweigend sitzen sie und ich im dunklen zimmer.
wir rauchen und leben irgendwie.
willste wissen, warum ich im chopper sitz?
NEIN, MUßT DU ES LOSWERDEN?
mal war ich so besoffen, daß ich im park abgekackt bin, die verdammten fußfinger sind einfach erfrorn, alle zehn- zehen.
is das nich komisch?
sie grinst kalt und hustet kurz.
bin nur kurz hier, damit diedie verdammten fäden ziehn.
warste schomal in aplerbeck, alle meine kumpelz sind da...
ganz allein in diesem scheißkrankenhaus.
die frau schaut kurz auf ihre füße und greift entschlossen hinter sich.
murmelt unverständliches zeug und rutscht unruhig auf ihrem stuhl herum.
plötzlich strahlt sie glücklich und ich sehe ihre schönheit.
warum bis du`n hier?
betont und überdeutlich stellt sie |
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