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Die kleine Rübenschälerin
von Georg Ettlin >>
Es ist nicht nur die Rübe, es ist mir wichtig auch die
schöne Schälerin, die mit zarter Hand und scharfer Klinge
meine rübenrote Rübe ihrer zarten Rübenhaut entkleidet
und dabei mit flinkem Zünglein heimlich und ganz leise singt.
Ihr Rockrand, der bei jeder Handbewegung leicht erzittert,
ist so glockenweit geweitet, als ob dort ihr ein
kühles Windchen zwischen ihre Beine ginge, ....so breit steht diese kleine Frau am Herd mit ihren Schenkeln, die so bleich!
Sie steht dort lang und sicher wie ein Liebestempel
auf zwei kühlen Marmorsäulen,
die mir so so weiss erscheinen wie kostbares Elfenbein.
Mit Blick zum Messer senkt die Wimper dieser Frau
sich tief hinunter zu der festen Rübe, die wird vom Sonnenlicht durchs Fenster so inniglich berührt, dass sie nun aufglüht, als ob sie jetzt von Innen leuchte.
Als ob die kühle Rübe voll geheimer Lust die Innenhand
der Schälerin befeuchte, netzt sie nun tränenreich
mit ihrem süssem Saft die weichen Finger dieser Frau.
Mit feuchter Hand entfernt die Schälerin das blonde
Haar aus ihrer hohen Stirn und reibt mir langsam
mein frisches, steifes Rübchen in den kalten Teller, lächelt leicht
mit scharlachrotem Mund und bringt mir mit Olivenöl und etwas Pfeffer
ihren wunderschönen Rübensalat.
***
c/G.E.
11. Juni 2015 |
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