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EINE HARTE NUSS
von Vismara Rudolf >>
Im Geäst des Nussbaumes hingen noch vereinzelte Blätter, die sich dem Sturm der letzten Nacht widersetzt hatten, und am Ast,
der auf halber Höhe weit hinausragte, hing ein schwarzer Regen-schirm. Er war, so überlegte ich mir, einem Passanten auf dem
Heimweg von einer der stürmischen Böen, die in den Nächten die leeren Blumentöpfe scheppern liessen, wohl aus der Hand und nach oben gerissen worden.
Aber Regenschirme krächzen nicht, das wusste ich, es war ein
Rabe, der einen Flügel hängen liess, um mit dem Schnabel etwas in der Innentasche seines Frackes zu suchen. Als er sich dann nach unten fallen liess, und träge seine Regenschirmflügel entfaltete,wippte der Ast auf und ab.
Oben auf der hohen Tanne neben der Bankfiliale warteten seine Artgenossen. Die sieben Raben, schoss es mir durch den Kopf, doch ausser dem Titel dieses Märchens aus ferner Kindheit fiel mir nichts dazu ein, zudem in diesem Augenblick die Gottes-häuser, von denen es gleich drei in der näheren Umgebung gibt, - füt einen einzigen Gott, - begannen, ihre Werbebotschaft zu verkünden. Die schweren, tiefen Töne brausten zwischen den Häusern hindurch und füllten den Raum bis hin zu den nahen Höhen der Albiskette.
Das Brummen eines Autobusses, der beim eiligen Wegrennen nur in den Lücken zwischen den den Häusern sichtbar wurde,
mischte sich in das vibrierende Klingen der einander folgenden
Glockenschläge. Jeder schob eine Klangwelle vor sich her und
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