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Flaniergeschichte Juni 2005
von Vismara Rudolf >>
Lange wurde auf dem Zürcher Bahnhofplatz umgebaut und jetzt sind die verschalt gewesenen Wände sichtbar und da man nicht
mehr genau weiss, wie es früher aussah, wird man sich bald an die Gegebenheiten gewöhnen müssen. Bis auf die überhohen
Randsteine gegen die Fahrbahn hin. Sie sollen, so überleg ich mir, ermöglichen, ebenerdig in die Wagen einsteigen zu können.
Für kinderwagenschiebende Passagiere eine Verbesserung. Steht jedoch keine Strassenbahn dort, ist eine Gefahrenzone entstanden. Obwohl diese - im Vergleich zu den andern Rand-steinen - extrem höheren, in vielen Sprachen mit der Warnung:
"Hohe Stufe"angeschrieben sind. Mit Buchstaben. Wer jedoch nicht sehen kann, erkennt das Signal nicht. Und auch der Sehende wird sich wohl kaum die Mühe nehmen, erst dem Geleise nachzugehen, bis er auf die Sprache stösst, die er versteht. Ich hätte mich wohl nicht länger mit diesem Tatbestand auseinander gesetzt, wäre da nicht ein weisser Stock neben mir aufgetaucht. Die Stockhalterin wollte gleich mit dem Fuss über den Rand des Trottoirs auf die Fahrbahn treten, als ich spontan sagte: (vielleicht auch schrie:"Passen Sie auf, das ist eine sehr hohe Stufe". Ich konnte es sehen und spontan griff ich zu und bekam die mit dem Stock unterhalb des Ellbogens zu fassen.
"Früher war das nicht so", sagte sie."und wenn Sie nicht gewe-sen wären, dann hätte es dumm herauskommen können können".
"Aber ich kann natürlich nicht immer hier auf Sie aufpassen"., erwiderte ich und blieb verunsichert zurück.
16. Juni 2012 |
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