Lyrik > Gesellschaftskritisches |
 |
|
Aufgewühlte Tage
von Silvia Ittensohn >>
Was soll ich sagen –
mein Mund voll Staub,
geraubt –
mein Herz ein Kelch
ohne Rand für Tränen.
Die Würfel fielen.
Doch noch
zittert ihr Flug –
in der Luft –
verloren,
wie ein letzter Gedanke
vor dem Schlaf.
Ein letztes Flackern
an den Rändern
der Entscheidung,
zitternd,
wie ein Glimmen
vor dem Ersticken.
Übrig ließen sie
Gestank, Schweiß –
ein verbranntes Ich,
einen Körper,
der nach Angst riecht
und nach
verlorener Heimat.
Sie schwenkten
ihre Zettel wie Fahnen.
Das Papier
knisterte –
wie Lügen,
die sich feiern.
Wer rief
diesen Namen?
Wer wollte diesen Mann
und sagte:
„Er ist wie wir“ –
und nun?
klagt.
Wer sprach
vom Unsagbaren?
War nicht alles
gesagt,
zu oft,
zu laut,
zu leer –
und was hörte man?
Wer sagte:
„Er spricht für uns“
und meinte:
„Er hasst für uns“?
In Wahlurnen lagen
Wahrheit
und Lüge
beieinander
wie zwei Seiten
einer Medaille.
Sie wählten.
Und keiner wagte
den Gedanken:
Die Lüge lebt,
die Wahrheit liegt –
verbrannt
in einer Urne.
Und nun –
Stille.
Oder Klage?
Zu spät.
Ich steh auf –
schüttle den Staub ab,
den Kopf, der
nicht versinken will
im Morast
der Gleichgültigkeit.
Ich denk‘ mir aus:
Wo Felder verbrennen
reifen unter dem Regen
Samen, schlagen
ihre Wurzeln –
leise,
widerständig,
aus.
Er ist gewählt.
Der Böse.
Sein Lärm
hat die Stille erschlagen.
Was dennoch bleibt:
Mein Ohr,
das es dem Flüstern
dieser Erde leiht.
Mein Herz,
das pocht
für das Kommende.
Und ein Wort –
ungeboren,
unverbogen –
noch. Nicht.
13. Mai 2025 |
 |
|
Seite
1 von 1 |
|
 |
Kommentare (0) |
|