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Lyrik > Liebe

Sirod – Ankunft im Spätsommer

von Harald (Tom) Gressel >>

Sirod – Ankunft im Spätsommer

Spätsommer hing über der Scheffelstraße,
der Asphalt atmete Wärme,
und Blumen verströmten
ihr letztes, süßes Geheimnis.

Neu war mein Zuhause,
neu die Schule,
fremd die Gesichter.
Vom Balkon aus sah ich die Spiele der Kinder,
doch mein Mut blieb im Schatten,
und ich blätterte in Büchern
wie in Schutzwällen aus Papier.

Da trat mein Vater neben mich,
sein Lächeln ein leiser Trost,
die Sonne legte Gold
auf die wenigen Haare,
die er immer schon trug.

Ein Versprechen sprach er:
ein Hase, lebendig,
ein Stück Garten,
das atmete und hoppelte.

Und wirklich –
in der Holzkiste leuchtete Weiß,
so weich wie Watte,
so still wie ein Gebet.
Ein Mädchenhase –
doch der Name wand sich ins Geheimnis:
Sirod, rückwärts geboren,
und bald nur noch Siro,
ein Zauberwort im kindlichen Mund.

Im Hof entfaltete sich Sonne auf Gras,
Siro schnupperte die Welt.
Ein Mädchen mit hellen Augen
bat um ein Streicheln,
und Freundschaft trat wortlos ein,
wie der Wind durch geöffnete Türen.

In der Nacht hörte ich Blätter rauschen,
Siro schlief im Heu,
und ich – getragen vom Traum
von Spiel, Wärme und Ankunft –
fand zum ersten Mal Heimat
in meinem Herzen.



18. Oktober 2025
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