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Altrhein – ein Sommerbild

von Harald (Tom) Gressel >>

Altrhein – ein Sommerbild

Ein lauer Abend,
die Sonne sank langsam ins Gold,
die Luft noch warm vom Tag,
doch mit jenem kühlen Versprechen der Nacht.

Wir waren jung,
unbeschwert wie der Wind im Schilf,
kein Morgen, das uns bremste,
nur das Jetzt –
voller Stimmen, Lachen, Erwartung.

Bier klirrte im Gepäck,
Mädchen saßen lachend auf den Radträgern,
Gitarren baumelten auf Rücken,
Tabakduft lag in der Tasche,
Jeans zerschlissen,
Haar verwirbelt vom Fahrtwind.
?
In großer Schar rollten wir
über holprige Wege,
hin zum Wasser,
das wie ein stilles Versprechen
unter der Weide ruhte.

Die Räder im Kreis gestellt,
ein provisorisches Lager,
und die Welt schien dort aufgehoben,
fern von Eltern, Pflichten, Zeit.

Ein Ruf – ein Schrei wie Tarzan,
wild und befreiend,
die Kleider achtlos abgestreift,
als sei Scham ein Wort, das wir nie kannten.
Nackt, wie wir geschaffen waren,
sprangen wir in das spiegelnde Nass.
?
Das Wasser kühlte die erhitzten Körper,
umhüllte uns mit Klarheit,
ließ uns jauchzen,
ließ uns fühlen,
dass wir unsterblich waren.

Wir stiegen heraus, tropfend, lachend,
die Haut glänzend im letzten Abendlicht,
setzten uns Hand in Hand,
ein Kreis von Freunden,
von Gleichgesinnten,
die Welt war klein und weit zugleich.

Bierflaschen wanderten,
Drum-Tabak glühte zwischen Fingern,
die Gitarre erklang,
und Cat Stevens sang mit uns,
hinein in eine Zeit,
die nur uns gehörte.
?
Kein Handy, kein Foto,
kein Kanal, der uns sammelte –
nur Augen, Stimmen,
nur Erinnerung.

Und doch:
alle waren schön,
alle einzigartig,
an jenem lauen Sommerabend
am Altrhein,
der in uns brennt
wie ein Bild,
das nie vergeht.


14. Oktober 2025
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