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Lyrik > Philosophie

Vom menschlichen Mittelmaß

von Hanna Fleiss >>

Der kleine Mann, wie man ihn häufig kennt,
hat manchmal einen wunderbaren Spleen:
Er kämpft sich raus aus seinem Temperament,
hat nur noch Großes vor, jetzt wird er kühn.

Die Großen machen vor, wie’s gehen muss.
Die legen ihn aufs Kreuz, dass er nur staunt.
Für ihn ist jeder Schlag ein Hochgenuss,
er schüttelt sich und bleibt stets gutgelaunt.

Die Großen hat er gründlich ausstudiert.
Er hält sich für den klügsten Debütanten.
Doch als ein Großer kräftig ihm pariert,
fällt er nur hilf- und sprachlos in die Wanten.

Er lässt sich davon aber nicht beirren.
Nichts hält ihn ab, es noch mal zu versuchen.
Ihn kann jetzt überhaupt nichts mehr verwirren.
Für ihn sind auch die Großen nur Eunuchen.

Was er auch tat, die andern blieben Sieger.
Ein Etwas dämmerte in ihm bescheiden:
Als kleiner Mann ist man kein Überflieger
und sollte alles Große schlicht vermeiden.

Und nun verlor er täglich an Gelände,
und plötzlich, ach, verging ihm aller Spaß.
Er sagte sich, nun mit der Welt am Ende:
Ein großer Mann ist auch nur Mittelmaß.




3. Juni 2013
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