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Romane > Mystery

Die 11 Sakramente: Die Rutsche

von Chris Fiedler >>

Die beiden erwachten nahezu zeitgleich. Jene magische Stunde war längst vergangen und die Nacht verdrängte abermals den Tag. Sonne war dem Mond gewichen, ein schwarzes Himmelszelt legte sich wie ein Schleier über die Welt und in weiter Ferne funkelten die Sterne wie Diamanten. Es roch nach Tod, Fäulnis, Exkrementen, Schweiß und Schimmel. Ein zäher Gestank, der ihnen noch lange nach ihrem Erwachen in den zarten Nasengängen hängen würde.
»Nina?« Doreens zittrige Mädchenstimme war tierisch hoch und erschrak die zusammengekauerte Waise zuerst.
»J-J-ja.« Es klang gebrechlich oder gar ganz gebrochen. Die Angst hatte sie eingenommen und den Kampf mit ihrem Verstand bereits für sich entschieden. Ihre Leiber bebten vor dem Unbekannten.
Eine Bewegung in der Dunkelheit, ein leises Krabbeln. Doreen war zu Nina gekrabbelt und ihre für Mädchen großen Hände tasteten nach ihr. Sie begannen sich zu umarmen, sich gegenseitig zu wärmen. Es war eisig Kalt in dem pechschwarzen Raum und als aus der Ferne grelle Schreie von einem kleinen Jungen aufheulten, erschraken sie und drückten ihre Körper noch fester aneinander. Was war geschehen? Wo waren sie? Sie hatten keine Ahnung. Sie konnten sich an rein gar nichts erinnern. Nicht einmal daran, wo sie sich befanden. Waren sie nicht auf einen Ausflug gewesen, mit George Wydell als Aufsichtsperson? Sie waren doch zu einem See gegangen, wie hieß er? Sie fanden keine Antwort. Keiner von beiden wusste, was er der anderen antworten sollte.
Nach einer Weile in der Dunkelheit und den entfernten doch allgegenwärtigen Schreien der Kinder, die um sie herum erschallten, wurden sie stetig ängstlicher. Sie versuchten zu schlafen.
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