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Kurzgeschichten > Humor

Lambrusco gegen Weltschmerz

von Kamizatopek >>

"Wie geht es uns denn heute?“ fragt mich mein Therapeut. „Ich habe Weltschmerz.“ antworte ich.
„Uns“ – wie ich meinen Psycho für diesen Pluralis benevolentiae hasse. Mit seinem Mitgefühl andeutenden Plural des Wohlwollens – volkstümlich auch schon mal Krankenschwesternplural genannt (dann fachchinesisch korrekt Pluralis sanitatis) – kann er getrost seinen schizophrenen, manischen, phobischen und sonst wie betreuungsbedürftigen Fällen durch die Blume dünken, wie sehr er sich wohl auf die heutige Sitzung mit ihnen freut. Aber mich hat er gefälligst ernst zu nehmen, dieser Möchte-gern-Sigmund-Freud, der sich selbst mal fragen sollte, ob er nicht die Falschen behandelt. Und wenn ja, warum nicht. Und wieso überhaupt heute? Auch schon gestern und vorgestern, eigentlich seit Wochen, Monaten, Jahren lese ich Schlagzeilen, die mich eine tiefe Traurigkeit über die Unzulänglichkeit der Welt empfinden lassen. Weltschmerz eben.

Liest mein Therapeut denn nicht die Zeitung? Was liest er? Den Sportteil? So unsportlich, wie der ist, traue ich es ihm glatt zu. Aber dann müsste er doch zumindest den Irrsinn in der Fußballbundesliga bemerken: verhaltensauffälliger Übungsleiter wird von hochverschuldetem Traditionsverein trotz aktueller nationaler wie internationaler Erfolge unter Berücksichtigung einer im Falle der vorzeitigen Vertragsauflösung zu zahlenden Abfindung in Millionenhöhe kurz vor Ende der Saison hochkantig rausgeschmissen.
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