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Aufrichtig ist es nicht

von Bozena Friedrich >>

Wissen ist Macht, wie es heißt. Das Geheime jedoch, das schweigt und zwischen den Worten auch mitten im Alltäglichen weilt, will gesehen, gehört werden. Unser Gefühl sagt manchmal auch, es stimmt etwas nicht, wir merken, dass etwas fehlt, was eigentlich dazu gehört. Manchmal offenbart es sich im Nachhinein. Es ist ein Spiel mit der Zeit. Erfährt man im Nachhinein, wie etwas war, kann man darauf keinen Einfluß mehr nehmen. Es ist geschehen. Man darf darüber sprechen, sich ärgern, es hinterfragen, man kann aber das, was geschah, ja, was getan wurde, an und für sich, als solches, nicht mehr verändern. Es bleibt eine Weile bestehen. Man kann sagen, ich habe es nicht gewusst, um sich, wenn auch nur vor eigenem Gegenüber im Spiegel, nicht allzu schuldig zu fühlen.

Das Gefühl, die Unschuld, ist weder sauber noch klar, es ist diffus, entlastet aber ein wenig zunächst einmal. Denjenigen, der etwas getan hat, was nicht allzu lobenswert war, kann nicht viel vorgeworfen werden. Er hat es ja zugegeben. Er ist vielleicht sogar in der Lage, ich bereue zu sagen. Das via Mangel geweckte Verlangen nach Wissen, was ist passiert, wurde gestillt. Ruhe kehrt ein. Man sagt: Schluß damit. Weiter zu fragen, bringt nichts. Es ist sogar nicht gentile.

Etwas wie es gestern war, und auch wie es nun geworden ist, heute offenzulegen, tut der Wirklichkeit, die entstand, nichts an. Was unklar war, wurde geklärt. Es gibt kein Problem mehr. Es bringt dem einen oder anderen sogar Gewinn. Man fragt nicht nach, wer das Verlangen nach Wissen geweckt hatte, wofür er das getan, bleibt dahingestellt. Man fühlt sich nicht mehr ganz ausgesperrt, die halbe Wahrheit verwirrt nicht mehr.
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