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Der Versuch
von Michael Ruhnke >>
Die Nachricht verbreitete sich im Flug, obwohl nicht genau fest stand, was überhaupt ein „Flug“ war - und: waren Tickets bereit gestellt, gebucht und bezahlt? Dies lag wirklich nicht im allgemeinen Wissen begraben und so blieb es eine Annahme. Auf alle Fälle hieß es in eben jener Nachricht: „Die Wissenschaft hat heute festgestellt: der Mensch existiert nicht.“
Die Menschheit war entsetzt und niemand konnte oder wollte es so richtig glauben. Daraufhin gaben die Wissenschaftler eine öffentliche Erklärung ab, von der niemand genau sagen konnte, ob es sie überhaupt gegeben hat, da es ja auch den Menschen anscheinend nicht gab.
Aber, wie es immer so ist im Leben, tat dies der Feststellung keinen Abbruch, denn Hauptsache war die Erklärung, welche die Öffentlichkeit, wer immer dies auch war, erhielt.
Jahrzehntelang hatten die Wissenschaftler geforscht und immer wieder einen Versuchsaufbau technisch verfeinert, den sie „Modell des Nichtvorhandenseins des Menschen und trotzdem Erklärungenabgebens“ nannten.
Der Aufbau war denkbar einfach:
Ein hermetisch abgeriegelter Raum, eine Steckdose, ein Kabel, ein leerer Aktenordner, ein Filzstift, ein Blatt Papier, zehn Sekunden Zeit, eine Tasse schwarzen Tees mit Milch, ein Stuhl, ein automatisches Rollo, ein zerschlagenes Ei und jede Menge Kühn- und Verwegenheit.
Zunächst verriegelte man, wer immer dies auch war, die Tür. Dann nahm man die Kühn- und Verwegenheit, mischte sie mit dem zerschlagenen Ei und würgte sie hinunter (wo man sie hinunter würgte, ist nicht klar, Tatsache ist: es wurde hinuntergewürgt!). Für diesen Vorgang nahm man sich die zehn Sekunden Zeit, ließ sie behutsam in den Schwarzen Tee mit Milch hinein rieseln und setzte sich anschließend auf den Stuhl.
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