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Krimi
Ein Ei war der Schlüssel gewesen. Hart gekocht. Zu hart.
Der Tote – Armin Meier, pensionierter Ornithologe – lag mit gebrochenem Genick in seinem Wintergarten.
Neben ihm: ein Frühstückstablett. Ein Ei. Geköpft. Falsch herum. Mit dem stumpfen Ende nach oben.
Ein Signal, so kam es Taubmann vor.
Kein Selbstmord – ein Mord.
Mehr wusste er damals nicht.
Jetzt, in seiner Küche, fokussiert er sein Drei-Minuten-Ei.
Der neue Holzstuhl ist bequem. Sein Magen widerspricht.
Das Ei starrt ihn an. Oder verhöhnt es ihn?
„Willst auch du schweigen, wie dein Vorgänger?“ ruft er laut.
Niemand antwortet.
Seine Hand zittert, als er den Löffel hebt.
Im Edelstahl entdeckt er sein Spiegelbild – und noch etwas.
Ein Blinzeln? Eine Schuld?
Oder nur ein optisches Spiel des Cholesterins?
Er holt aus. Langsam. Langsamer. Langsamst.
Ein leiser Hauch begleitet seinen Arm.
Die Kante des Löffels nähert sich der Schale.
Die Welt scheint den Atem anzuhalten.
Draußen gurrt eine Taube. Gurr, gurrr, gurr.
Taubmann blinzelt.
Schweiß tropft auf das crèmeweiße Wachstuch.
Dann – ein Klirren.
Ein Splitter fliegt.
Die Scheibe zittert.
Die Eischale fibriert.
Der Dotter zittert.
Und Taubmann weiß: Er ist nicht allein.
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