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Experimentelles > Krimi
Ein Flattern draußen. Dann ein leises Schaben an der Scheibe.
Er dreht sich um –
Da hockt sie: die Taube.

Nicht irgendeine.
Mit ihren orangen, ringförmigen Augen, in deren Innern schwarze Kugeln wie Schießlöcher.
Sie starrt ihn an.
Wie damals – bei Meier.

Arrogant, mit diesem urbanen Blick, den nur Vögel haben, die zu viele Pommes frites aufgepickt haben.
Dann – wie ein Schauspieler in einer indischen Soap – wiegt sie den Kopf: links, rechts. Ein Nein, das wie ein Ja klingt.
Und dann legt sie – langsam, ohne Scheu – ein Ei auf das Fensterbrett.
Ein Beweisstück.

Taubmann steht auf. Der Tisch rumpelt. Der Löffel fällt klirrend zu Boden.
Er tritt ans Fenster.

Das Ei ist oval. 2,5 bis 3 Zentimeter lang. Crèmeweiß. Noch warm.
Ein Taubenei.

„Das kann kein Zufall sein.“

Ein Signal.
Das Kommissarherz pocht. Nicht nur wegen des Cholesterins – auch wegen des Eigelbs.


Er öffnet vorsichtig das Fenster.
Die Taube wirbelt auf. Ohne Hast, als hätte sie ihren Auftrag erfüllt.
Das Ei bleibt.

Taubmann hebt es auf.
Es fühlt sich vertraut an. Wie ein Hinweis nach Jahren des Schweigens.

Er erinnert sich: Meiers letzte Worte, aus dem Verhörprotokoll:
„In ovo veritas. Die Wahrheit liegt im Ei, Herr Kommissar. Schon immer.“

Ein kalter Schauer läuft ihm über den Rücken.
Dann – RRRRR.
Das Handy vibriert.
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