| Kurzgeschichten > Alltag |
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| Manchmal wäre weniger eben deutlich mehr. Denn den Meisten fehlt die ausgewogene Balance und auch etwa die Musse sich zu entspannen. Vieles ist selbstgemacht, denn ein ausgeglichener Mensch hält auch im Beruf einiges aus, aber eben. Wenn ich höre was die lieben Mitmenschen alles „Müssen.“ Es wird mir fast schlecht. Ich hatte einen sehr strengen aber sehr guten Lehrer und der versuchte uns damals schon zu sagen:“Es gibt nur zwei Dinge die ihr müsst, nämlich ab und zu aufs Töpfchen und einmal sterben, alles andere ist freiwillig.“ Diese Worte tanzen mir immer wieder durch den Kopf und heute mit dem grellgrünen Briefkuvert ganz besonders stark. Mit den Briefen ist es halt auch so eine Sache, sie sind praktisch aus der Mode gekommen. Meine Schwester und ich haben uns demonstrativ dagegen entschieden, denn ein Brief bedeutet sehr viel mehr als nur ein paar hingeworfene Sätze auf einem Stück Papier. Man kann Wut, Freude, Trauer, Begeisterung und vieles andere mehr damit zum Ausdruck bringen und... man kann einen Brief immer wieder lesen. Seit vielen Jahren lege ich jedes Zettelchen, jede Karte und jeden Brief in eine Schublade. Bevor die Schublade überquillt wird alles in eine Kartonschachtel gelegt. Sobald der Karton voll ist, zugeklebt und mit Jahrzahl beschriftet und ab in den Keller. Einmal, ich dachte, dass ich vielleicht einiges aus den älteren Kartons aussortieren könnte. Ich stand im Keller vor dem ersten offenen Karton. Ich fing an zu lesen. Vor meinen Augen entstanden farbige Bilder. Meine verstorbenen Eltern standen mir plötzlich deutlich vor Augen, dann kam meine Tochter mit ihren Zahnlücken und einem glücklichen Lächeln dazu. Sohn und Schwiegertochter, die Geschwister, liebe Arbeitskollegen und Freunde gesellten sich zu der imaginären Gruppe. |
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