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geboren wurde. Zwar musste ich mit 12 Jahren Mainz verlassen, aber einige Mainzer Begriffe waren mir nicht fremd. Er glaubte, mich aufklären zu müssen und sagte mit schelmhaftem Unterton: „Ein Forz ist ein Furz und bedeutet in dem Zusammenhang klein. Ein Knoddel aa. Aber in einer Form wie sie Hasen zustande bringen. Also demnach heißt Forzknoddel so viel wie kleiner Scheißer.” Nachdem er gesagt hatte, was er glaubte, sagen zu müssen, fing er an zu lachen, haute mir mit seiner bäuerlichen Pranke auf die Schulter und lud mich zu einem Glas Wein ein.
Die Zeit verging, und es wurde von Stunde zu Stunde lauter und lustiger. Nachdem die alte Standuhr im Schankraum elfmal gongte, ging die Tür auf und ein sehr, sehr alter Mann betrat den Raum .Er trug einen zerlumpten alten Mantel aus einem Stoff, den man in früheren Zeiten für Kartoffelsäcke nutzte und schaute in die Gesichter am Tisch, die gleichsam erstarrt vom Anblick des Alten einzufrieren schienen. Es wurde still.
Die Wirtin kam und führte den alten Mann zum hintersten Tisch. Nach einer Weile brachte sie dem neuen Gast einen Määnzer Handkäse mit Musik und ein Krug Wein.
Ich schaute wie gebannt auf das markante Gesicht des Alten und konnte meinen Blick nicht mehr von ihm lassen.
„Trotz zweitausendjähriger Geschichte ist Mainz jung geblieben,” meinte der neben mir sitzende, stark angetrunkene Herr, um von der eingekehrten Stille abzulenken. Langsam kehrte die Stille wieder ins Abseits zurück und man hörte wieder vereinzelt das eine oder andere Wort, aber immer noch im Flüsterton. Auch das ging vorbei, und die Fröhlichkeit kehrte wieder zurück. Mein Blick haftete noch immer an dem markant hageren Gesicht des alten |
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